Die ungewöhnliche Geschichte eines Verbrechens:
Jérôme Ferrari
Nord Sentinelle
Erzählungen von Einheimischen und vom Reisenden
aus dem Französischen von Christian Ruzicska
Secession Verlag für Literatur, 180 Seiten, gebunden ohne Schutzumschlag, ISBN 978-3-96639-117-7, € 26,50
Der junge Alexandre Romani ersticht im Hafen einer korsischen Küstenstadt inmitten einer bunten Menge feierlustiger Touristen Alban Genevey, einen Pariser Studenten, den er von klein auf kennt.
In der Retrospektive wird der Lebensweg der handelnden Personen aufgezeichnet und damit das Bild einer Gesellschaft gezeigt, die durch Massentourismus und Geistlosigkeit keine wirklich guten Grundlagen für ein gelingendes Leben bietet.
Tragikomisch erzählt Jérôme Ferrari „vom Reisenden und vom Indigenen“, wie der Roman ironisch bekennt, und spürt dabei in einer kraftvollen, poetischen und zwischendurch auch recht bissig ironischen Sprache der Entstehung von Gewalt nach. Der Autor lotet die verborgenen Winkel der menschlichen Seele aus und hält uns quasi einen Spiegel vor, in dem wir erkennen müssen, dass wir letztendlich unser Handeln bestimmen und auch dafür verantwortlich sein müssen.
Die tragikomische Art und Weise, in der die Gewalt ausbricht und die gut aufgebaute Struktur der Erzählung zeichnen diese Erzählung aus.