Norbert Philipp
So tickt Wien
Verlag Kremayr & Scheriau, 176 Seiten, Paperrback, ISBN 978-3-218-01489-2, € 26,00
Wien kann zum Verlieben sein, aber auch zum Abgewöhnen. Es gibt Gebiete, die bitte schön sein sollen, weil ja die Touristen vorbeikommen und andere, die Stadtplaner einmal als „eh schon wurscht“ bezeichnet haben.
Aber wie „tickt“ diese einzigartige Stadt mit ihren Klischee-Zwangsneurose?
Auf harten Heurigenbänken beschwört ihre Bewohnerinnen und Bewohner artig das Jenseits, nur um im Himmel erst recht wieder im Schanigarten zu sitzen, laut folkloristischer Überzeugung.
Zum Glück ist hier der Weltuntergang nur eine Phase. Nichts ist zu banal, dass man es nicht romantisch verklären könnte: den Spritzwein, die Würstel, das Glas Wasser zur Melange. Alles kann ein Festakt sein. Den Verkehrsstau kann notfalls zum Korso erhoben werden und der Grant zum immateriellen Kulturerbe. Paradoxer als bei uns, wo man zum geselligen Alleinsein ins Kaffeehaus geht, um sich dem „Ober“ zu unterwerfen wird’s nimmer. Überall ist es besser, nur nirgends so schön wie hier.
Der Wahlwiener Norbert Philipp nimmt die Lesenden leichtfüßig-satirisch mit zu einer Anamnese einer paradoxen Stadt, führt sie entlang der Wiener Wesenszüge tief in die Logik einer „Weltstadt“, die den Rest der Welt aber auch nicht unbedingt haben muss in ihrem „Dorf“.
