Autochthone Männer und Frauen obdachlos in den Straßen von Montreal:
Michel Jean

Montreal – Thiotià:ke

Wieser Verlag, 200 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-99029-583-0, € 21,00

Tiohtiá:ke, Montrealt in der Sprache der Mohawk ist der Schauplatz, auf dessen Hintergrund die verschiedenen Geschichten der einzelnen First Nation Mitglieder geschildert wird. Im Mittelpunkt steht der junge Innu Élie Mestenapeo, verbannt aus seiner Gemeinde Nutashkuan an der Côte Nord, weil er seinen gewalttägigen und alkoholsüchtigen Vater vermeindlich ermordet hat. Nach seiner zehnjährigen Gefängnisstrafe trifft er in Montréal, am Square Cabot eine eigene kleine Gemeinschaft von Innu, Cree, Atikamekw, die ihm helfen, wieder ins Leben zurückzufinden.

Jean Michel behandelt in diesem bewegenden Roman in kurzen Kapiteln einen Aspekt der Realität der Premières Nations, der gern verdrängt wird. Er schildert die Auswirkungen, die die erzwungene Sesshaftigkeit und Verschleppung der Kinder in die kirchlichen Umerziehungsinternate bis in die Generationen der Kinder und Enkelkinder haben, aber auch die Menschlichkeit, Stärke und gegenseitige Hilfe, mit der diese entwurzelten Menschen ihr Leben auf der Straße meistern. Dieser Roman ist eine konsequente Fortsetzung der vorherhergehenden Romane (Kukum, Maikan, Atuk) in die Gegenwart des 21. Jahrhunderts.

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