Du sollst Dir kein (falsches) Bild machen!

Referentin: Dudu Kücükgöl
Moderation: Eszter Dorener-Brader

Du sollst Dir kein (falsches) Bild machen!
Junge Musliminnen gestalten ihre Lebenswelt(en)

Wenn es um muslimische Frauen geht, kennen die meisten in unserem Land nur das, was in Medien und Politik an Bildern transportiert wird. Oft geht es entweder um arme, unterdrückte Frauen, die darauf warten gerettet zu werden, ungebildete Frauen, die vielerlei Kinder um sich haben oder die Islamistin, der westlichen Lebensweise diametral entgegensteht. Gebildete muslimische Frauen, die für die Gleichberechtigung von Frau und Mann kämpfen und dabei zu ihrer Religion stehen, sind öffentlich selten wahrzunehmen.
Ebenso gibt es verbreitete Bilder über Frauen, die uns alle treffen: Manchmal wird Weiblichkeit mit Schwäche, Zerbrechlichkeit oder Sexualität gleichgesetzt oder aber mit Konkurrenzverhalten und Kaltherzigkeit. Doch die meisten Frauen existieren fernab von Vorurteilen und Klischees.
Die Vorurteile und Klischees wundern kaum, denn sie haben eine Funktion: Sie werden gebraucht von Medien, die von Sensation und Erregung leben und einer Politik, die ihre Daseinsberechtigung von der Aufrechterhaltung oder Erzeugung gesellschaftlicher Spannungen bezieht. Folgt man gesellschaftspolitischen Debatten, stehen sich Diskutanten immer öfter in verhärteten Fronten und polemischen Kontroversen gegenüber.
Während Frauensolidarität oft beschworen wird, ist sie eher unter Gleichgesinnten zu finden. Was können wir tun, damit wir einander besser und vor allem aktiv unterstützen? Menschen offen zu begegnen und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen, – ohne Unterschiede zu leugnen – ist ein erster Schritt.
1979 hielt die afroamerikanische Feministin und Autorin Audre Lorde am Rande einer Frauenkonferenz ihre berühmte Rede „The Master’s Tools Will Never Dismantle the Master’s House.“ Darin weist sie darauf hin, dass Frauen mit der Mentalität und den Methoden des Patriarchats keine Befreiung finden können: „Als Frauen hat man uns beigebracht, unsere Unterschiede entweder zu ignorieren oder sie als Grund für Trennung und Misstrauen zu sehen und nicht als Kräfte für Veränderung.“ Sie ruft dazu auf, Unterschiede zwischen Frauen nicht nur zu tolerieren oder zu leugnen, sondern sie als eine Notwendigkeit zu sehen, damit schöpferische und kreative Lösungen für die Zukunft entstehen.
Wir wollen einen genau solchen Raum schaffen, in dem wir als Frauen zusammenkommen, Gemeinsamkeiten entdecken und Unterschiede als Stärke und Kraft verstehen.

Dudu Kücükgöl wurde in Ankara geboren und wuchs in Niederösterreich auf. Nach der Matura studierte sie Wirtschaftspädagogik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Während ihres Studiums lernte sie die Muslimische Jugend Österreich (MJÖ) kennen und engagierte sich dort 15 Jahre lang ehrenamtlich in verschiedenen Funktionen. 2007-2009 war sie Vorsitzende der Bundesjugendvertretung. 2008 begründete sie mit der damaligen Staatssekretärin für Wirtschaft und Arbeit, Christine Marek, den „MiA-Award“. Mit dem MiA-Award („Migrantinnen-Award“) wurden beruflich erfolgreiche Frauen mit internationalem Background ausgezeichnet. Neben ihrer ehrenamtlichen Arbeit referierte, schrieb und forschte sie zu den Themen islamischer Feminismus, Rassismus und Sexismus sowie postkoloniale, feministische Theorien.

Beruflich arbeitete sie zunächst als Projekt Managerin im Bereich Europäischer Regionalförderungen und danach als interne Revisorin in einer multinationalen Unternehmensgruppe. Nach einer Phase als selbständige Unternehmensberaterin, arbeitete sie Chief Operating Officer an der Gründung und am Aufbau von zwei Unternehmen in den Bereichen Real Estate und Health Care. Seit August 2022 arbeitet sie als Managerin bei der Unternehmensberatung Deloitte im Bereich Forensik. Sie unterstützt KundInnen bei Verdacht auf Wirtschafskriminalität, in der Betrugsprävention und im Aufbau von Compliance Management Systemen. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in verschiedenen Funktionen und Branchen unterstützt sie Kundinnen auch in den Feldern interne Revision sowie im Projekt Management